Dienstag, 21. August 2012

Erhöhtes Demenzrisiko Fettleibigkeit erhöht Risiko für Störungen im Gehirn

20. August 2012, 22:00 Uhr

Wer dick ist, hat ein hohes Risiko, ein schlechtes Gedächtnis zu entwickeln. Möglicherweise läuft er sogar Gefahr, dement zu werden, denken Wissenschaftler.
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Dass Fettleibigkeit negative Auswirkungen auf das Gehirn hat, haben Forscher schon länger vermutet. Bisher wurden als Ursache allerdings die zusätzlichen Erkrankungen der stark Übergewichtigen betrachtet, wie Diabetes oder Bluthochdruck. Aber auch Übergewichtige, die ansonsten gesund sind, sind anfälliger für Gehirnstörungen als Normalgewichtige und tragen somit ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Als fettleibig gilt, wer bei der Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) einen Wert über 30 erreicht. Ab einem Wert von 25 spricht man von Übergewicht.
An der Studie der Gruppe um Acharna Singh-Manou vom französischen Forschungsinstitut Inserm nahmen insgesamt 6401 Personen teil. Sie waren zu Beginn der Studie im Durchschnitt 50 Jahre alt. In den folgenden zehn Jahren absolvierten die Teilnehmer verschiedene Untersuchungen zu ihren Gedächtnisleistungen.
"Während der zehn Jahre der Studie fielen die Punktzahlen der Tests bei Fettleibigen und Menschen mit krankhaften metabolischen Werten um 22,5 Prozent schneller als bei denen mit Normalgewicht und ohne Herz-Kreislauf-Krankheiten", berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Neurology". Auch in der Gruppe der Teilnehmer ohne zusätzliche metabolische Erkrankungen wie Bluthochdruck und gestörte Blutfettwerte zeigte der Vergleich zwischen dick und normalgewichtig Unterschiede in der Gesamtwertung der Tests.

Fettleibigkeit ist immer ungesund

“Es gibt keine gesunde Fettleibigkeit. Das ist damit gesagt“, kommentierte der Leiter der Klinik für Neurologie an der Uniklinik Kiel, Günther Deuschl, die Untersuchung. Zwar hätten die Probanden der Studie noch keine Demenz, aber ihre kognitiven Auffälligkeiten würden auf Dauer dazu führen.

Sehr niedriges Gewicht ist auch nicht gesund

Über den Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Störungen des Gehirns kann nur spekuliert werden. Zwei der wichtigsten Mutmaßungen der Forscher für die Ursache: “Es könnten gefäßabhängige Störungen sein, Fett lagert sich in den Gefäßen ab und verengt sie“, sagte Deuschl. Eine weitere Theorie ist, dass das Fettgewebe Hormone aussendet, die das Gehirn beeinflussen.
Neben Übergewicht sei auch extrem niedriges Gewicht nicht gesund für den Menschen, betonte Deuschl. "Der Mensch lebt am längsten und bleibt dabei geistig und körperlich gesund, wenn er Normalgewicht hat. Regelmäßige sportliche Aktivität und ein aktives geistiges und soziales Leben sind beste Vorsorgemaßnahme gegen die Demenz."
as/DPA
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Russische Polizei sucht weitere Band-Mitglieder

20. August 2012, 15:07 Uhr

Russische Polizei sucht weitere Band-Mitglieder

Die Moskauer Justiz sucht weitere Mitglieder von Pussy Riot und will sie vor Gericht sehen. Russland widerspricht indes der weltweiten Kritik - und verweist zum wiederholten Mal auf Deutschland.
Pussy Riot, Russische Polizei, Mitglieder, Punkband, Mitglieder, Suche, Opposition, Justiz, Menschenrechte, Band-Mitglieder, ProzessDrei Mitglieder der Punkband Pussy Riot wurden verurteilt. Die russische Polizei ist auf der Suche nach den beiden anderen Mitgliedern.©
Trotz internationaler Empörung über das harte Urteil gegen drei Frauen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot nimmt Russlands Justiz weitere Mitglieder der Skandalgruppe ins Visier. Die Behörden schrieben am Montag zwei Aktivistinnen der Band zur Fahndung aus, die ebenfalls am Punkgebet gegen Präsident Wladimir Putin in einer Moskauer Kirche teilgenommen haben sollen.
Die 22-jährige Nadeschda Tolokonnikowa, die 24-jährige Maria Alechina und die 30-jährige Jekaterina Samuzewitsch waren am Freitag des "Rowdytums" aus religiösem Hass schuldig erklärt und zu jeweils zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Sie hatten bei einer kurzen Performance im Februar in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale die Muttergottes aufgefordert, Putin zu vertreiben und dessen enge Verbindung zur russisch-orthodoxen Kirche kritisiert. Nach Ansicht von Beobachtern könnten die Strafen in einem Berufungsverfahren reduziert werden.

Russland weist Kritik am Urteil gegen Pussy Riot zurück

Insgesamt waren fünf Frauen auf Videoaufnahmen von der Protestaktion gegen Putin zu sehen gewesen. Die anderen beiden Frauen blieben in Freiheit. Auch diesen beiden Frauen würden Gefängnisstrafen wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" drohen, teilte ein Polizeisprecher nach Angaben der Agentur Interfax mit.
Russland hat die Kritik über das harte Urteil gegen drei Frauen der Polit-Punkband Pussy Riot als "Hysterie" zurückgewiesen. Zugleich verbat sich die russische Führung Kritik am Prozess. "Man sollte vor dem Ende der Berufungsverhandlung keine Schlussfolgerungen ziehen", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Montag nach Angaben der Agentur Interfax.

Ein Gnadengesuch lehnt die Band weiter strikt ab

Bei einem Polizeiverhör widersprach Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow unterdessen Vorwürfen, er habe bei seiner Festnahme am Rande des Pussy-Riot-Prozesses einen Polizisten gebissen. "Das ist doch Wahnsinn! Ich stelle gerne mein Zahnbild zur Verfügung", sagte der Putin-Kritiker. Kasparow drohen bis zu fünf Jahre Haft.
Die verurteilten Pussy-Riot-Mitglieder würden ein Gnadengesuch an Putin weiter strikt ablehnen, sagte ihr Verteidiger Nikolai Polosow. Sie würden Berufung einlegen, sobald der Schuldspruch schriftlich vorliege, bekräftigte der Anwalt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung bleiben die Künstlerinnen, von denen zwei kleine Kinder haben, in Moskau in Untersuchungshaft.
Nach einem Auftritt von US-Popstar Madonna will ein Gericht in St. Petersburg bald über die Zulassung einer Klage über umgerechnet 8,4 Millionen Euro "Schmerzensgeld" entscheiden. Gegner von Schwulen und Lesben hatten sich über die Sängerin beschwert, nachdem sie bei einem Konzert in der Touristenmetropole für die Rechte Homosexueller geworben hatte. In St. Petersburg war vor kurzem ein Gesetz gegen das öffentliche Eintreten für Homosexualität in Kraft getreten. Madonna hatte sich bei dem Auftritt auch für Pussy Riot eingesetzt.
jat/AFP/DPA
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Montag, 21. Mai 2012

Millionen Menschen beobachten spektakulären Feuerring

http://www.stern.de/news2/aktuell/millionen-menschen-beobachten-spektakulaeren-feuerring-1830136.html

Millionen Menschen auf beiden Seiten des Pazifiks sind Zeugen eines seltenen Naturschauspiels geworden: Bei einer Sonnenfinsternis verwandelte sich das Taggestirn am Morgen am Himmel über Asien in einen Feuerring, der in Richtung des tausende Kilometer entfernten Westens der USA zog. Himmelsgucker in zahlreichen Ländern zeigten sich beim Anblick der Finsternis tief beeindruckt von dem raren Naturphänomen.
Astronomen sprechen beim Phänomen des Feuerrings von einer ringförmigen Sonnenfinsternis. Wie jede Sonnenfinsternis kommt das Naturschauspiel zustande, wenn sich der Mond von der Erde aus gesehen vor die Sonnenscheibe schiebt. Da aber der Abstand des Mondes von der Erde schwankt, erscheint die Mondscheibe je nach Entfernung des Erdtrabanten am Himmel unterschiedlich groß. Wenn sich der Mond bei einer Sonnenfinsternis weit von der Erde entfernt befindet, kann seine Scheibe die Sonne nicht komplett bedecken - statt einer totalen ereignet sich eine ringförmige Sonnenfinsternis.
Die Finsternis war am frühen Morgen zunächst in Teilen Chinas zu sehen, anschließend in Taiwan, Japan und am späten Sonntag (Ortszeit) auch in verschiedenen US-Bundesstaaten. Während Wolken über weiten Teilen Südostchinas einen klaren Blick verhinderten, bot sich vielen Menschen in Tokio ein spektakulärer Anblick.
Es war das erste Mal seit 173 Jahren, dass ein solches Schauspiel über der japanischen Mega-Metropole zu sehen war. In ganzen Land blieben Pendler und Schulkinder auf der Straße stehen, die großen Fernsehsender boten Live-Schalten an, die Fluglinie Japan Airlines organisierte einen Beobachtungsflug, der sofort ausverkauft war. Der Elektronikriese Panasonic schickte sogar eine Expedition auf den knapp 3800 Meter hohen Berg Fuji, um das Naturschauspiel mit Spezialausrüstung zu filmen.
In einem japanischen Zoo trieb die Sonnenfinsternis 20 Affen zu seltsamen Reaktionen: Offenbar weil sie glaubten, die Nacht breche herein, sprangen die Lemuren wild auf und nieder. "Dies Verhalten zeigen sie in der Regel am Abend, um ihre Körpertemperatur zu erhöhen", sagte Zoo-Direktor Akira Kato.
Auch im Westen der USA zog die Sonnenfinsternis zahlreiche Schaulustige an. Tausende Menschen fielen in das 350-Seelen-Dorf Kanarraville im Bundesstaat Utah ein. In Los Angeles versammelten sich Tausende am Griffith-Observatorium in den Hügeln von Hollywood, um die spektakulärste Sonnenfinsternis über der kalifornischen Metropole seit 20 Jahren zu beobachten.

Freitag, 13. Januar 2012

Schlaf gut und träum was Schönes


http://www.taz.de/Hirnforscher-untersuchen-Traeumer/!83870/

Hirnforscher untersuchen Träumer

Schlaf gut und träum was Schönes

Wer Träume bewusst steuern kann, hat mehr vom Leben. Wissenschaftler wollen herausfinden, was während des Träumens im Körper vor sich geht.von Philipp Brandstädter
Klarträumer beherrschen ein Paradoxon: Sie erleben sich im Traum als wach, wissen aber zugleich, dass sie schlafen.  Bild:  koco / photocase.com
Nachts, wenn alles schläft, erobern Allmächtige die Stadt. Sie drehen die Gesetze der Physik auf links, trotzen jeder Logik und Moral, verstellen das Weltgefüge. Sie sind Oneironauten, besser bekannt als Träumer. Menschen, die in ihren Köpfen eine Welt konstruieren, die äußerst fragil ist und ständig zu bersten droht. Unberechenbar und unergründet - so wie unser Gehirn.
Um besser zu verstehen, was in unseren Köpfen vorgeht, haben Wissenschaftler des Münchener Max-Planck-Instituts für Psychiatrie ein Team aus Träumern auf Mission geschickt. Sie sollten, mit Kabeln beklebt und von Kameras überwacht, in einem Kernspintomografen auf Traumreise gehen und dann, aus den Tiefen des Unterbewusstseins, ein Signal an die Außenwelt senden. Aus der unwirklichen Traumwelt heraus, hinein in die Messgeräte der Forscher.
Doch wie soll das funktionieren? Dazu müsste man sich doch zunächst dessen bewusst sein, dass man träumt. Und man dürfte im Traum nicht vergessen, dass der schlafende Körper in einem Schlaflabor liegt und beobachtet wird.
Geschulte Klarträumer können das.
Diesen Artikel und viele andere spannende Texte lesen Sie in der sonntaz vom 17./18.12.2011. Am Kiosk, eKiosk oder gleich per Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz.
Schlafen und träumen für die Hirnforschung
In ihren sogenannten luziden Träumen sind sie in der Lage, ihre Träume zu beeinflussen. Klarträumer beherrschen ein Paradoxon: Sie erleben sich im Traum als wach, wissen aber zugleich, dass sie schlafen. Diese Erkenntnis ermöglicht es ihnen, der Fantasie freien Lauf zu lassen und die Träume selbst zu gestalten. Sie übernehmen die Regie in ihrem persönlichen Traumkino.
Der Psychologe Martin Dresler hat für sein Experiment Oneironauten gewonnen, die nicht nur ab und an, sondern häufig klar träumen.
Im Labor des Max-Planck-Instituts schlafend, gaben diese ein vorher ausgemachtes Zeichen mit ihren Augen. So konnten die Traumforscher genau in dem Moment die Hirnaktivität der Schlafenden messen, in dem sich diese in einer Traumphase befanden. Anschließend sollten die Versuchspersonen im Traum ihre Hände zu Fäusten ballen.
Das Ergebnis der Tomografie: Wer träumt, die Hände zu Fäusten zu ballen, nutzt dieselben Regionen des Gehirns wie bei der motorischen Handlung im Wachzustand. Träume beanspruchen das Hirn also ähnlich wie eine tatsächlich ausgeführte Handlung.
Eigentlich eine simple Erkenntnis, jedoch auf einem unerschlossenen Gebiet. "Die Traumforschung ist nach wie vor ein Stiefkind der Wissenschaft", erklärt Martin Dresler. "Es gibt viel zu wenige handfeste Daten und viel zu viel esoterischen Quatsch, der rund um die Thematik betrieben wird."
In den 1950er Jahren stellten Forscher in Chicago erstmals fest, dass wir vor allem dann lebhaft träumen, wenn wir uns in der sogenannten REM-Phase befinden, die nach unseren schnellen Augenbewegungen im Traumschlaf, dem Rapid Eye Movement, benannt ist.
In den folgenden Jahrzehnten stieg das neurowissenschaftliche Interesse auf dem Gebiet, bis in den neunziger Jahren die Technik weit genug war, um unsere Hirnaktivitäten mit Computern genauer zu untersuchen.
Urtriebe, psychische Spannungen, seelische Konflikte?
"Wir wissen seitdem, dass im Traum vor allem Gehirnareale aktiv sind, die für unser emotionales Empfinden zuständig sind", sagt Dresler. In den Bereichen für höhere Kognitionen wie Aufmerksamkeit, Verständnis und Orientierung hingegen spiele sich herzlich wenig ab.
Das erklärt, warum unsere Träume so gefühlsgeladen sind und warum wir uns so unkonzentriert auf die Traumhandlung einlassen.
Doch warum wir überhaupt träumen und wodurch Träume entstehen, bleibt unklar. Will unser Gehirn vielleicht Wichtiges einstudieren? Urtriebe und psychische Spannungen verarbeiten? Seelische Probleme lösen? Will es Erlebnisse speichern? Oder etwa gezielt vergessen?
"Um das zu erforschen, brauchten wir mehr Material, mehr Messdaten, konkretere Trauminhalte", sagt Dresler. Bisher hat der Wissenschaftler jedoch nur Daten von einer Handvoll Probanden, die ihre Träume bewusst steuern konnten und von Computern aufzeichnen ließen.
Es gibt eben nicht viele Menschen, die unter Laborbedingungen imstande sind, regelmäßig luzid zu träumen. Umso wertvoller sind die ersten Studienergebnisse, die für Martin Dresler eine wichtige Grundlage bedeuten. "Die Ergebnisse könnten für die gesamte Traum- und Bewusstseinsforschung von Bedeutung sein."
Und für Leistungssportler. Die sollen nämlich komplizierte motorische Abläufe im Traum trainieren können. Sprünge, Schrauben, Saltos - ohne Verletzungsrisiko. Das jedenfalls möchte Daniel Erlacher. Der Sportpsychologe hat an der Uni Heidelberg Probanden üben lassen, Münzen in einen Becher zu werfen. Die Klarträumer unter ihnen sollten dies im Schlaf tun.
Die Träumer, denen es gelang, sich in ihrer Traumwelt Münzen und Becher herbeizuzaubern, umringt von der Absurdität ihres Unbewussten, schnitten im Praxistest ebenso gut ab wie diejenigen, die das Münzenwerfen im Wachzustand geübt hatten - und wesentlich besser als die Kontrollgruppe, die weder wach noch träumend auf Becher gezielt hatte.
"Motorische Fertigkeiten lassen sich auch im Traum erlernen und verbessern", folgert Erlacher. "Luzid träumen zu können ist nicht nur deswegen für jeden eine Bereicherung. Und das Schöne daran ist: Jeder kann es erlernen."
Fliegen, durch Wände gehen, mit Toten sprechen
Im Zuge seiner Traumstudien veröffentlichte Daniel Erlacher eine "Anleitung zum Klarträumen", in der er beschreibt, mit welchen Strategien wir unsere nächtlichen Traumwelten selbst gestalten können. Das erste Mal wurde sich Erlacher eines Klartraums bewusst, als er gegen zwei Riesen in seiner Küche Basketball spielte.
"Als mir klar wurde, dass die Küche nicht der geeignete Ort für so etwas ist, merkte ich, dass ich träumen musste", erinnert sich Erlacher. "Plötzlich konnte ich tun, was ich wollte. Ich drehte mich um, kletterte auf den Fenstersims, ließ mich nach vorn fallen und flog eine Runde ums Haus. Das war wirklich beeindruckend."
Daniel Erlacher befragte im vergangenen Jahr 1.350 Personen und stellte fest, dass jeder Zweite schon einmal einen Klartraum hatte. Und dass diejenigen, die luzides Träumen wirklich beherrschen, binnen weniger Traumsekunden Dinge tun können, die ihnen im Wachzustand ein Leben lang verwehrt bleiben:
Mit den Urahnen aus der Renaissance sprechen; mit den Zugvögeln gen Süden ziehen; als Superstar Konzerthallen und Stadien füllen; durch Wände spazieren; George Clooney oder Scarlett Johansson verführen. Andere berichteten, ihre alltäglichen Probleme lösen, Ängste bewältigen zu können, sich selbst besser verstehen zu lernen. Im Traum.
Paul McCartney will "Yesterday" im Schlaf komponiert haben. Frank Elstner behauptet, mit dem Konzept von "Wetten, dass . . ?" im Kopf aufgewacht zu sein. Einstein soll seine Relativitätstheorie erträumt haben, Niels Bohr sein Atommodell. Nachts, wenn alles schläft, wenn alles in den Betten liegt. Wenn wir Nacht für Nacht ein Drittel unseres Lebens buchstäblich verpennen.

Montag, 9. Januar 2012

Stephen Hawking: Genie fehlt bei Geburtstagsfeier

http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article2151864/Arzt-legt-Veto-ein-Genie-fehlt-bei-Geburtstagsfeier.html

Stephen Hawking

Arzt legt Veto ein: Genie fehlt bei Geburtstagsfeier


Ein Popstar der Physik wird 70 - und kann leider nicht auf seine Geburtstagsfeier. Sein Arzt liess ihn wegen gesundheitlicher Gründe nicht an der Konferenz zu Ehren des Astrophysikers teilnehmen. Der Astrophysiker Stephen Hawking lebt seit fast 50 Jahren mit einer Krankheit, die bei anderen schnell zum Tode führt. Ein Lebensweg vom Genie zum Forscherstar.

Stephen Hawking wird 70
Foto: dpa/DPA
Hamburg. Der Astrophysiker Stephen Hawking lebt seit fast 50 Jahren mit einer Krankheit, die bei anderen schnell zum Tode führt. Ein Lebensweg vom Genie zum Forscherstar. Aus gesundheitlichen Gründen fehlte Hawking bei der Konferenz zu Ehren seines 70. Geburtstags gefehlt. Wie die Universität von Cambridge mitteilte, ging es dem bekannten Wissenschaftler, der an einer Erkrankung des Nervensystems leidet und an den Rollstuhl gefesselt ist, nicht gut genug, um an dem Symposium zum Thema Kosmologie teilzunehmen.
Hawking sei am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen worden, sagte der Vizerektor der Universität, Leszek Borysiewicz, vor Konferenzteilnehmern. Leider habe sich der Astrophysiker nicht schnell genug erholt, um eine Teilnahme zu ermöglichen. Er hoffe, dass Hawking die Konferenz per Videoschaltung verfolgen könne, sagte Borysiewicz weiter. „Falls Sie zuhören, Stephen, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag von uns allen, die heute hier sind“, sagte er, woraufhin das Publikum in Beifall ausbrach.
Nähere Angaben zum Gesundheitszustand Hawkings machte Borysiewicz nicht. Er sagte aber, er rechne damit, dass Hakwing fit genug sein werde, um im Laufe der kommenden Woche einige der Konferenzteilnehmer zu treffen.
Nach der Konferenz wurde eine auf Tonband aufgezeichnete Nachricht von Hawking abgespielt. Darin sagte er, das Universum zu verstehen sei viel mehr als ein rein theoretisches Interesse. „Wenn man versteht, wie das Universum funktioniert, kontrolliert man es auf eine Art“, sagte er.
Referenten bei dem Symposium waren unter anderen der Nobelpreisträger Saul Perlmutter und die ebenfalls renommierten Wissenschaftler Martin Rees und Kip Thorne.
Der am 8. Januar 1942 in Oxford geborene Hawking gilt als führender Experte für Themen wie Schwarze Löcher, Urknall oder Paralleluniversen. Weltweit bekannt wurde er insbesondere durch seine populärwissenschaftlichen Bücher wie „Eine kurze Geschichte der Zeit“ oder „Das Universum in einer Nussschale“. Im Alter von 21 Jahren wurde bei Hawking Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert, eine Erkrankung des Nervensystems, die normalerweise innerhalb weniger Jahre nach der Diagnose zum Tod führt.

Der Popstar der Physik

Eigentlich müsste er längst tot sein. ALS stellten die Ärzte bei ihm fest, eine unheilbare Erkrankung des Nervensystems. Die drei Buchstaben stehen für A myotrophe L ateral s klerose. Der grausame Verlauf: Erst versagen einige Muskeln, schließlich alle Körperfunktionen. Drei, maximal fünf Jahre habe er noch zu leben, sagten sie ihm. Da hatte er gerade in Cambridge sein Studium der Kosmologie begonnen, mit 21 Jahren. Das war 1963. Am Sonntag, den 8. Januar 2012, feiert Stephen Hawking seinen 70. Geburtstag - zusammengesunken in seinem Rollstuhl, unfähig zu sprechen. Doch sein Geist reist immer noch zu den Sternen.
Dass seine Behinderung zu seiner enormen Bekanntheit beigetragen hat, ist dem britischen Astrophysiker bewusst: "Die Menschen sind fasziniert von dem Gegensatz zwischen meinen sehr eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten und der gewaltigen Ausdehnung des Universums, mit der ich mich beschäftige", sagt Hawking. Er sei wohl für die Massen der "Archetyp eines behinderten Genies", meint er auf seiner Website. "Ob ich wirklich ein Genie bin, ist mehr als zweifelhaft." "Lächerlich" findet er, dass einige ihn mit Einstein vergleichen. "Sie haben weder Einsteins Arbeit verstanden noch meine."
+++ Er spricht per Computer +++
+++ Stationen in Raum und Zeit +++
Tatsächlich sind solche Vergleiche gewagt. Zwar hatte Hawking von 1979 bis 2009 den Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik in Cambridge inne, den einst Isaac Newton besetzte, neben Einstein einer der bedeutendsten Wissenschaftler aller Zeiten.
Dennoch wird Hawking nicht in einer Reihe mit diesen Größen gesehen. Einsteins Relativitätstheorie habe die Kosmologie erst ermöglicht; einen derart bedeutenden Beitrag habe Hawking nicht geliefert, sagte Andreas Burkert, Präsident der Astronomischen Gesellschaft und Professor für theoretische Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Abendblatt. Dennoch: "Hawking ist einer unserer Besten. Ich habe großen Respekt vor ihm."
Eine Ausnahmeerscheinung ist Hawking jedoch, weil er Millionen Menschen für wissenschaftliche Probleme begeistert hat wie kaum ein anderer Forscher. Sein 1988 veröffentlichtes Sachbuch "Eine kurze Geschichte der Zeit" wurde bis heute weltweit mehr als zehn Millionen Mal verkauft. Darin widmet er sich den fundamentalsten Fragen, die man sich stellen kann: Wie entstand das Universum? Wie hat es sich entwickelt - und wie könnte es enden?
Ob ein großer Teil der Käufer das Werk auch gelesen und verstanden hat, darf man jedoch bezweifeln; selbst die stark vereinfachte Version "Die kürzeste Geschichte der Zeit", erschienen 2005, ist teilweise schwere Kost. Und ein Großteil der darin beschriebenen Theorien, etwa über den Urknall, die Wirkung der Schwerkraft (Gravitation), das Verhältnis von Raum und Zeit oder die Ausdehnung des Universums stammt nicht von Hawking selbst.
Einen Forschungszweig allerdings hat der Brite maßgeblich geprägt: die Physik der schwarzen Löcher. Zusammen mit Roger Penrose lieferte Hawking Ende der 1960er-Jahre erstmals den mathematischen Beweis, dass die Gleichungen von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie nur lösbar sind, wenn man davon ausgeht, dass es im Universum Singularitäten gibt, Zustände, in denen Raum und Zeit enden und physikalische Gesetze ihre Gültigkeit verlieren.
Eine solche Singularität ist ein schwarzes Loch, das der Theorie nach zwangsläufig entstehen muss, wenn sich genügend viel Masse auf kleinem Raum konzentriert. Hat ein Stern seinen Brennstoff verbraucht, "stirbt" er. Wenn er über erheblich mehr Masse verfügt als unsere Sonne, explodiert er als Supernova, das heißt, er schleudert in einem letzten Akt seine äußeren Massen ins All. Seine inneren Massen jedoch brechen unter dem Druck der Schwerkraft zusammen und verdichten sich in Millisekunden zu winzigen Gebilden. Diese üben eine so starke Anziehungskraft aus, dass alles Licht und alle Materie, die ihnen nahe kommen, angesaugt werden. Die Gesamtheit solcher Gebilde nennt man ein schwarzes Loch.
Was im Zentrum dieser Gebilde mit Raum und Zeit geschieht, ob alles endet oder ein neues Universum beginnt, lässt sich mit physikalischen Gesetzen nicht abbilden, es ist außerordentlich, einmalig, daher der Begriff Singularität.
Dass unsere Sonne irgendwann zu einem schwarzen Loch wird, ist übrigens ausgeschlossen: Ihre gesamte Masse müsste dazu in einer Kugel mit dem Radius eines Kilometers konzentriert sein - tatsächlich hat unser Zentralgestirn einen Radius von knapp 700 000 Kilometern (109-mal mehr als der Radius der Erde). Deshalb wird die Sonne in sieben bis acht Milliarden Jahren einfach verglühen.
Weil Hawkings mathematische Herleitung mit Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie übereinstimmt und sämtlichen Überprüfungen standgehalten hat, sind Astronomen und Astrophysiker heute sicher: Schwarze Löcher existieren tatsächlich. In den vergangenen Jahrzehnten sammelten sie immer mehr Hinweise auf die monströsen Gebilde. Zu erkennen sind schwarze Löcher indirekt an dem Gravitationsfeld, das in ihrer Umgebung auftritt. Den Studien zufolge befindet sich auch im Zentrum der Milchstraße ein schwarzes Loch, dessen Masse die unserer Sonne um das Millionenfache übertrifft.
Weil aus schwarzen Löchern kein Licht entrinnt, sind sie mit Teleskopen nicht auszumachen, also praktisch unsichtbar. Das soll sich ändern: In dem 1,05 Milliarden Euro teuren EU-Projekt "eLisa" wollen Forscher anhand von Gravitationswellen schwarze Löcher zumindest indirekt nachweisen. Auch diese Wellen sind bisher eine Theorie, aber mit drei Spezialsatelliten sollen sie ab 2022 aufgefangen werden.
Noch größeres Aufsehen als Hawkings Beitrag zum sogenannten Singularitäten-Theorem erregte seine 1974 veröffentlichte Berechnung, dass schwarze Löcher nicht zwangsläufig auf ewig unveränderlich sind, sondern unter bestimmten Bedingungen energiereiche Strahlung aussenden. Diese Vorhersage ist konsistent mit der Quantentheorie, der zweiten großen physikalischen Theorie des 20. Jahrhunderts - aber sie passt nicht zur ersten, der Allgemeinen Relativitätstheorie. Denn wenn schwarze Löcher tatsächlich Strahlung aussendeten, würden sie Energie verlieren, kleiner werden und irgendwann verschwinden. Nach der Relativitätstheorie müssten sie aber wachsen, weil sie Materie schlucken und so an Masse gewinnen. Wie viele andere Physiker hofft auch Hawking, dass es irgendwann gelingt, die beiden Theorien durch eine "Weltformel" zu vereinen.
Das Universum mathematisch zu erklären, ohne auf einen göttlichen Schöpfer verweisen zu müssen, das treibt ihn seit Studienzeiten an. Trotz dieser Einstellung erhielt er 2008 eine Audienz bei Papst Benedikt. Das Abendblatt schrieb damals: "So unterschiedlich ihre Ansichten über die Entstehung oder das Sein unserer Welt sein mögen, so ähnlich sind sich die beiden Männer im Bemühen, Antworten zu finden. Sei es, in der Wissenschaft - oder eben im Glauben." Freilich ist Hawking auch nach der Audienz bei seiner Haltung geblieben. In seinem 2010 veröffentlichten Buch "Der große Entwurf" schrieb er, man könne zwar nicht beweisen, dass Gott nicht existiere. "Aber die Wissenschaft macht Gott überflüssig."
Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass Hawking nicht an einen Himmel glaubt. Er habe es zwar nicht eilig zu sterben, fürchte sich aber auch nicht vor dem Tod, sagte er der britischen Zeitung "The Guardian" im Mai 2011: "Ich sehe das Gehirn als einen Computer an, der aufhört zu arbeiten, wenn seine Einzelteile nicht mehr funktionieren. Es gibt kein Leben nach dem Tod für kaputte Computer; das ist ein Märchen für Leute, die Angst im Dunkeln haben."
Über Hawkings Privatleben ist wenig bekannt. Seine Ex-Frau Jane Hawking brachte 1999 ein Buch heraus, in dem sie ihn als Haustyrannen beschrieb, den sie gelegentlich daran erinnern musste, dass er nicht Gott sei. In Anspielung an seine Forschung sagte sie 2004: "Sein Ruhm trug ihn aus dem Orbit unserer Familie." Hawking hat drei Kinder. Zumindest mit seiner Tochter Lucy Hawking, 40, scheint er sich blendend zu verstehen. Die Journalistin veröffentlichte im September den letzten Band ihrer Jugendbuch-Trilogie über den Weltraum. An allen drei Büchern hat ihr Vater mitgewirkt.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Spinnenforschung Geh-Hirn


Spinnenforschung Geh-Hirn 
22.12.2011, 11:40
Von Moritz Pompl
Kleine Spinnen haben einen ungewöhnlichen Weg gefunden, um ihr verhältnismäßig großes Gehirn im Körper unterzubringen: Bei ihnen reicht das Zentrale Nervensystem bis in die Beine.
Kleine Spinnen haben im Verhältnis zu ihrer Masse ein besonders großes Gehirn, das bis in die Beine reichen kann. Nicht nur der Kopf der Tiere wird von Zellen des Zentralen Nervensystems ausgefüllt, sondern auch bis zu 78 Prozent der Körperhöhle und bis zu einem Viertel ihrer Gliedmaßen.
Spinne Die Goldene Seidenspinne (Nephila clavipes), eine große Spinne aus den Tropen, verfügt im Körper über viel Platz für ihr Gehirn. (© Pamela Belding, STRI)
Das berichten Biologen des Smithsonian Tropical Research Institute in Panama (Arthropod Structure and Development, online).
Sie untersuchten neun Spinnenarten, die im Dschungel Mittelamerikas leben, unter dem Mikroskop und wogen die Tiere.
Bei dem größten untersuchten Tier, einer Goldenen Seidenspinne mit vier Zentimeter Länge und zwei Gramm Gewicht, beschränkte sich das Zentrale Nervensystem auf den Kopf.
Dagegen konnten die Biologen bei den nur stecknadelkopfgroßen Spinnen der Gattung Mysmena im gesamten Körper Hirnmasse nachweisen.
Dieses Phänomen war umso ausgeprägter, je kleiner die Spinnen waren.
Zudem wiesen Jungtiere teils Beulen in ihrem Panzer auf, in denen zusätzliche Nervenzellen untergebracht waren.
Das Hirn machte dann bis zu 15 Prozent der Körpermasse aus - beim Menschen liegt dieser Wert bei etwa zwei Prozent.
Studienleiter William Wcislo vermutet, dass die Spinnen damit verhindern, auf wichtige Körperfunktionen verzichten zu müssen. "
Je kleiner das Tier, desto mehr muss es in sein Hirn investieren", so Wcislo. "Damit sind selbst kleine Spinnen fähig, Netze zu weben und andere komplexe Handlungen durchzuführen."

Dienstag, 20. Dezember 2011

Weniger essen, länger fit sein

Wissen
Dienstag, 20. Dezember 2011

Weniger essen, länger fit sein 

Strikte Diät hilft gegen Alterung

Forscher entdecken möglicherweise eine wirksame Therapie, um die Alterung des Gehirns beim Menschen aufzuhalten. Mittels Tests an Mäusen können sie nachweisen, dass die Tiere, die weniger zu fressen bekommen, länger fit bleiben. Verantwortlich dafür ist das Proteinmolekül CREB1.

Nichts geht über eine gesunde Ernährung.
Nichts geht über eine gesunde Ernährung.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wer weniger isst, bleibt einer Studie zufolge geistig länger fit. Italienische Wissenschaftler fanden heraus, dass eine kalorienarme Ernährung das Proteinmolekül CREB1 anregt, das wiederum für Langlebigkeit und gute Gehirnfunktion zuständige Gene aktiviert, wie aus der in der US-Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlichten Studie hervorgeht. Studien-Autor Giovambattista Pani aus Rom hofft nun auf eine Möglichkeit, das Molekül ohne Diät, sondern mit Medikamenten zu aktivieren.
Für die Studie testeten die Forscher eine Diät an Mäusen. Die Tiere erhielten lediglich 70 Prozent ihrer herkömmlichen Menge an Nahrung, wodurch das Molekül angeregt wurde. Zwar hatten Wissenschaftler bereits zuvor herausgefunden, dass Mäuse auf Diät bessere kognitive Fähigkeiten haben, weniger aggressiv sind und zudem seltener oder später an Alzheimer erkranken, sie kannten aber nicht die Ursache dafür. Labormäuse, die ohne das Molekül gezüchtet wurden, wiesen bei den Untersuchungen keine geistigen Verbesserungen auf, wenn sie auf Diät gesetzt wurden.
Die Ergebnisse liefern den Forschern zufolge wichtige Erkenntnisse für zukünftige Therapien, um die Alterung des Gehirns aufzuhalten. Laut dem US-Neurologen Marc Gordon können die Forschungsergebnisse auch erklären, warum fettleibige Menschen im Alter häufiger mit Demenz zu kämpfen haben.

Freitag, 16. Dezember 2011

Viele Senioren essen zu wenig

Viele Senioren essen zu wenig

VON MEYEL LÖNING - zuletzt aktualisiert: 15.12.2011 - 02:30
In NRW sind die Krankenhausbehandlungen älterer Menschen wegen Mangelernährung laut der Krankenkasse DAK in den vergangenen drei Jahren um 70,7 Prozent gestiegen. Experten sehen in der Zahl erste dramatische Auswirkungen des demografischen Wandels.
hamburg Während sich in der Weihnachtszeit die meisten Deutschen eher Sorgen wegen zu reichhaltiger Ernährung machen, hat gestern eine schockierende Zahl der Senioren, die unter mangelhafter Ernährung leiden, aufgerüttelt. Laut Daten der Krankenkasse DAK ist diese Zahl in den vergangenen drei Jahren in Deutschland um alarmierende 53 Prozent angestiegen, in Nordrhein-Westfalen sogar um 70,7 Prozent. "Die Hälfte der Menschen über 75 isst unregelmäßig und trinkt zu wenig", sagt Bruno Malangré vom Caritasverband Köln.
Zu wenig Vitamine, zu wenig Eiweiß, zu wenig Mineralstoffe – die Ernährung von Deutschlands Senioren gibt Anlass zur Sorge. Im Jahr 2010 registrierte die DAK in NRW 4089 Krankenhausbehandlungen von Patienten mit der Haupt- oder Nebendiagnose "Mangelernährung", 2008 waren es nur 2396 Fälle gewesen. Auch für die anderen Bundesländer vermeldet die Krankenkasse ansteigende Zahlen (siehe Grafik). "Der erschreckende Anstieg wird sich 2011 fortsetzen", sagt DAK-Krankenhausexperte Peter Rowohlt.
Für die Mangelernährung gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen seien ältere Menschen schwächer und für Krankheiten anfälliger, wie Dagmar Lagac, Ernährungsassistentin vom Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf, sagt. Dies habe unter anderem zur Folge, dass immer mehr Patienten unter "Mehrfacherkrankungen" leiden, die sich gegenseitig verstärken. "Alte Menschen haben besondere Bedürfnisse, müssen zunehmend auch psychisch behandelt werden", erklärt Lagac. Außerdem fehle im Alter ein richtiges Appetit- und Durstgefühl, vor allem wenn die Senioren auch Medikamente einnehmen. Vielen fiele zudem wegen anderer Erkrankungen das Schlucken und Verdauen schwer, sagt Malangré vom Caritasverband.
Der zweite Grund betrifft das soziale Leben der Ältesten, das immer mehr von Einsamkeit und Armut geprägt sei, weil viele keinen Partner mehr haben, erklärt Gesundheits-Experte Martin Allwang. Wer im hohen Alter nicht unterstützt werde, leide häufig unter Depressionen und Hilflosigkeit. "Die Familienverbände lösen sich auf, viele Senioren sind nicht mehr in der Lage zu kochen – oder sie wollen es nicht, weil sie alleine sind", sagt Allwang. Auch mangelnde Bewegung sei ein Problem der einsamen Senioren.
Dass die Mangelernährung oft nur als Nebendiagnose festgestellt wird, wenn Patienten wegen ganz anderer, vermeintlich akuterer Beschwerden den Arzt aufsuchen, ist für den DAK-Krankenhausexperten Rowohlt ein "alarmierendes Zeichen". Er ruft die Menschen dazu auf, im familiären Umfeld mehr auf die Gesundheit der Senioren zu achten. Ein plötzlicher Gewichtsverlust oder eine Anfälligkeit für Infekte seien Hinweise auf Nährstoffmängel, die zu anderen Erkrankungen führen können. "Der Betroffene gerät in einen Kreislauf, der kein gutes Ende nimmt", sagt Rowohlt. Viele Patienten verlieren ihre Lebensqualität oder sterben sogar an ihren Erkrankungen.
Er rät den Senioren, Ernährungspläne aufzustellen und den Angehörigen, sensibler mit diesem Thema umzugehen. In Österreich gibt es sogar schon eine "Initiative Mangelernährung", die das unterschätzte Ernährungs-Problem der alternden Senioren aufgreift. Ansonsten lohnt laut Allwang ein Blick ans Mittelmeer: Der gesellige Lebensstil der alten Spanier, Italiener und Griechen sei voller Bewegung, und auch ihre Küche sei vorbildlich: ausgewogen und reich an den lebenswichtigen Nährstoffen.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Spionagesoftware: US-Mobilfunkskandal weitet sich aus

http://www.handelsblatt.com/technologie/it-tk/mobile-welt/us-mobilfunkskandal-weitet-sich-aus/5906726.html?p5906726=all

Spionagesoftware 

US-Mobilfunkskandal weitet sich aus

Eine Spionagesoftware des Start-Up-Unternehmens Carrier IQ soll angeblich die Aktivitäten von Millionen Mobilfunkkunden detailliert auswerten und übermitteln. Entdeckt wurde die heimliche Datensammlung nur durch Zufall.
Hersteller Carrier IQ gab an, seine Software auf über 150 Millionen Geräten weltweit installiert zu haben. Quelle: dapd
Hersteller Carrier IQ gab an, seine Software auf über 150 Millionen Geräten weltweit installiert zu haben. Quelle: dapd
San FranciscoEin neuer Datenschutzskandal bahnt sich an, und betroffen sind Millionen von Mobilfunkkunden. Eine Spionagesoftware steht unter dem Verdacht, detailliert über alle Aktivitäten eines Telefonnutzers an Mobilfunkunternehmen und Gerätehersteller zu berichten. Ausgewertet werden demnach sämtliche Tastatureingaben, der genaue Aufenthaltsort des Nutzers und sogar die Inhalte von SMS werden übermittelt.
Der Hersteller der Software wiegelte zunächst ab, gerät aber immer mehr in die Defensive. Betroffen sein können Smartphones, Tablets oder E-Book-Reader mit Android-, Symbian (Nokia) oder Blackberry-Betriebssystem. Das Unternehmen selbst gibt an, seine Software im Auftrag von Herstellern oder Mobilfunkunternehmen auf über 150 Millionen Geräten weltweit installiert zu haben. In den USA wird die Software unter anderem vom den Marktführern AT&T und Verizon eingesetzt.
Der Internetdienst The Verge meldete Mittwochnacht kalifornischer Zeit, dass Spuren der Software nun auch auf Smartphones und Tablets von Apple entdeckt worden seien. Was genau die Software wann mache, sei allerdings noch nicht klar.
Der 25-jährige Trevor Eckhart stieß eher durch Zufall auf eine Software, die unauffällig und unsichtbar im Hintergrund seines HTC-Smartphones mit Android-Betriebssystem läuft. Bei genauerem Studium fand er zu seinem Erstaunen heraus, dass die fest in das Telefon integrierte Software seine gesamten Aktivitäten protokollierte und an seinen Mobilfunkprovider sendete.
Er machte seine Entdeckung öffentlich und wurde prompt vom Hersteller, dem Start-Up Carrier IQ aus Mountain View, auf Unterlassung und Schadenersatz verklagt. Der Blogger sollte alle Anschuldigungen zurücknehmen und sich entschuldigen. In einem Video stellte Carrier IQ Vice-President Andrew Coward fest, dass niemals Informationen in Real-Time versendet und nur in ganz geringem Umfang gesammelt würden.
Eckhart suchte Unterstützung bei der Datenschutzorganisation Electronic Frontier Foundation, die sich schon erfolgreich mit Web-Giganten wie Facebook und Google in Sachen Datenschutz angelegt hat. Die EFF nahm sich der Sache an. Nur Tage später, am 23. November zog Carrier IQ seine Klagedrohung mit einer ausdrücklichen Entschuldigung zurück, wiederholte allerdings seine vorherigen Aussagen, dass die Software nicht dazu geeignet sei, Inhalte zu protokollieren oder Tastaturanschläge mitzulesen und aufzuzeichnen.
Die Datensammelung diene ausschließlich der Optimierung und Fehlerbeseitigung in Mobilfunknetzen und versuche herauszufinden, welche Applikationen und Dienste die Akkus der Geräte besonders stark belasteten.

Keine Möglichkeit zum Widerspruch

Am Mittwoch legte Trevor Eckhardt nach und veröffentlichte auf Youtube ein Video, in dem er detailliert zeigt, wie Carrier IQ Daten ausliest und versendet. Darunter SMS-Inhalte in unverschlüsselter Form, Tastaturanschläge und Position seines Gerätes. Selbst https-Inhalte (eigentlich sichere, verschlüsselte Inhalte wie Passworteingaben beim Online-Banking) beim Surfen über einen WLAN-Router werden angeblich mitgeschnitten.
Hauptkritikpunkt der Datenschützer ist die Tatsache, dass den Nutzern keinerlei Möglichkeit angeboten wird, der Datensammelung zu widersprechen („Opt Out“). Die Software startet automatisch, sobald ein Gerät eingeschaltet wird. Pikant: Carrier IQ wurde erst im Oktober von der Beratungsfirma IDC als eines der „Innovativen Business-Analyse-Unternehmen mit weniger als 100 Millionen Dollar, die man beobachten sollte“ ausgezeichnet. Aufmerksamkeit hat das Unternehmen jetzt genug.
Eine E-Mail-Anfrage mit Bitte um einen Kommentar zu den Anschuldigungen an das Unternehmen Carrier IQ blieb bislang unbeantwortet. Nokia erklärte auf Anfrage, auf deutschen Geräten werde die Software nicht verwendet.
Auf einem deutschen Redaktions-Smartphone HTC Sensation mit Android findet sich eine Software „HTC Report Agent“, die im Hintergrund läuft, aber nicht in der Liste der laufenden Applikationen auftaucht. Eine E-Mail-Anfrage bei HTC, ob es sich um  eine Version der Carrier IQ-Software handelt, blieb bislang unbeantwortet.

Donnerstag, 24. November 2011

Stanislaw Lem

Der Science-Fiction-Philosoph Stanislaw Lem

Autor: Kritsanarat Khunkham| 23.11.2011

Er war Schriftsteller und vor allem für seine Science-Fiction-Romane bekannt. Vor allem aber war er Kult: der Pole Stanislaw Lem. Vor 60 Jahren erschien sein erster Roman.

Arzt, Philosoph, erzfröhlicher Pessimist. Für Science-Fiction-Fans ist Stanislaw Lem, der 2006 in Krakau verstorbene polnische Romanautor schlichtweg Kult. Google hat ihm nun ein Google Doodle gewidmet, zum 60. Jahrestages seines ersten veröffentlichten Romans “Astronauci” (“Die Astronauten”, die deutsche Übersetzung 1954 trug den Titel “Der Planet des Todes”).
Foto: picture-alliance / dpa/dpa
Der polnische Science-Fiction-Schriftsteller, Essayist und Philosoph Stanislaw Lem

Das Buch erzählt vom Ende einer erdnahen Zivilisation, die den Gewalten, die sie entfaltete, zum Opfer fiel.

Lems Roboter waren weder schlau noch moralisch

Lem war quasi der Antipol zu Isaac Asimov. Bei Asimov rasten die Menschen mit Raumschiffen durch den Hyperraum, besiedelten die Milchstraße, errichteten galaktische Imperien, konstruierten superschlaue und furchtbar moralische Roboter.

Lems Roboter waren weder superschlau noch moralisch, dafür erzählten sie Märchen. Die Raumschiffe, die Lems Pilot Pirx flog, waren realsozialistische Modelle, man konnte also froh sein, wenn sie es bis in die Erdumlaufbahn schafften; dafür löste Pirx bei jedem Weltraumflug mindestens ein metaphysisches Problem.

Für die Wissenschaft hatte sich Lems, der 1921 als Sohn eines jüdischen Arztes im galizischen Lwiw (Lemberg) geboren wurde, immer schon interessiert.

In jungen Jahren hatte er mit einem IQ von 180 als das intelligenteste Kind Südpolens gegolten. Seine überragende Intelligenz sollte ihm ebenso erhalten bleiben wie eine fast kindliche Freude an technischen und intellektuellen Spielereien, an Robotermärchen und kosmischen Satiren – und später auch an westlichen Luxuswaren und pikant illustrierten Männermagazinen.


Den Glauben an den Kommunismus verloren

Als Polen von Deutschland besetzt war, arbeitete Lem als Automechaniker und gehörte dem polnischen Widerstand an. 1946 Umzug von Lviv nach Krakau. Nach dem Krieg scheint Lem ganz naiv an den Kommunismus geglaubt zu haben – jedenfalls ist das der Eindruck, den “Astronauci” hervorruft. Wie bei so vielen wurde dieser Glaube bei Lem 1956 erschüttert.

Danach interessierte er sich stark für die Wissenschaft, die Mode war: die Kybernetik. Damals entstand etwa sein Roman “Solaris” (1961), der von einem gallertartigen Ozean auf einem fremden Planeten handelt, der versucht, mit den Menschen in Kontakt zu treten, indem er ihre Träume verwirklicht.

“Solaris” wurde gleich zweimal verfilmt, einmal von George Clooney, wahrscheinlich deshalb, weil der Roman so schön tiefsinnig und schwerblütig ist.

Viel lustiger war Lems “Der futurologische Kongreß” (1978), ein dünner Band, in dem Lem einen kunterbunten Einfall auf den anderen wälzte, um den Berufsstand der Zukunftsforscher dem Gespött der Gebildeten preiszugeben. Dem Gerücht zufolge soll Lem diesen Roman geschrieben haben, während er sich in den Kneipen West-Berlins herumtrieb.

1982 war er Stipendiat am Institute for Advanced Studies in Berlin, bis 1988 lebte er in Wien, dann kehrte er nach Krakau zurück. Doch dann wollte er kein Autor von Science fiction mehr sein und verlegte sich auf Essays, die zwischen Hochtechnologie und Philosophie angesiedelt waren, sowie düstere Prophezeiungen über die Zukunft der Menschheit.


“Das Klatschen mit einer Hand”

Die Polen wählten ihn zwar posthum zu einen ihrer wichtigsten Landsleute, doch zu Lebzeiten fühlte er sich nicht genügend honoriert.

Obwohl ihn sein Roman “Solaris” (1961) nicht nur in Russland “zum Objekt einer Massenverehrung” gemacht hatte, wie er 1968 stolz verkündete, ärgerte es ihn, dass er in der Sowjetunion ein gefragter Gesprächspartner von Wissenschaftlern und Kosmonauten war, während man ihn in seiner Heimat für einen Verfasser von Jugendbüchern hielt.

Lem war Satiriker und Philosoph, er war ein erzfröhlicher Pessimist. “Was sagt die Physik über das Glück?” fragte er einmal und antwortete sich selbst: “So viel wie über das Klatschen mit einer Hand.”

Er starb am 27. März 2006 in Krakau, ein paar Monate vor seinem Tod führte Patrick Grossmann ein letztes Interview mit Lem: Hier ist es nachzulesen.

Für alle Fans von Google Doodles: Hier ist eine Übersicht mit allen Doodles.

Der Text entstammt dem Blog unseres Social-Media-Editors Krtisanarat Khunkham.