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Erscheinungsdatum: 20. August 2012, 15:07 Uhr
Erscheinungsdatum: 20. August 2012, 15:07 Uhr
20. August 2012, 15:07 Uhr
Pussy Riot-Prozess Russische Polizei sucht weitere Band-Mitglieder
Die Moskauer Justiz sucht weitere
Mitglieder von Pussy Riot und will sie vor Gericht sehen. Russland
widerspricht indes der weltweiten Kritik - und verweist zum wiederholten
Mal auf Deutschland.
Trotz internationaler Empörung über das harte Urteil gegen drei Frauen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot
nimmt Russlands Justiz weitere Mitglieder der Skandalgruppe ins Visier.
Die Behörden schrieben am Montag zwei Aktivistinnen der Band zur
Fahndung aus, die ebenfalls am Punkgebet gegen Präsident Wladimir Putin in einer Moskauer Kirche teilgenommen haben sollen.
Die
22-jährige Nadeschda Tolokonnikowa, die 24-jährige Maria Alechina und
die 30-jährige Jekaterina Samuzewitsch waren am Freitag des "Rowdytums"
aus religiösem Hass schuldig erklärt und zu jeweils zwei Jahren
Lagerhaft verurteilt worden. Sie hatten bei einer kurzen Performance im
Februar in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale
die Muttergottes aufgefordert, Putin zu vertreiben und dessen enge
Verbindung zur russisch-orthodoxen Kirche kritisiert. Nach Ansicht von
Beobachtern könnten die Strafen in einem Berufungsverfahren reduziert
werden.
Russland weist Kritik am Urteil gegen Pussy Riot zurück
Insgesamt
waren fünf Frauen auf Videoaufnahmen von der Protestaktion gegen Putin
zu sehen gewesen. Die anderen beiden Frauen blieben in Freiheit. Auch
diesen beiden Frauen würden Gefängnisstrafen wegen "Rowdytums aus
religiösem Hass" drohen, teilte ein Polizeisprecher nach Angaben der
Agentur Interfax mit.
Russland hat die Kritik über
das harte Urteil gegen drei Frauen der Polit-Punkband Pussy Riot als
"Hysterie" zurückgewiesen. Zugleich verbat sich die russische Führung
Kritik am Prozess. "Man sollte vor dem Ende der Berufungsverhandlung
keine Schlussfolgerungen ziehen", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Montag nach Angaben der Agentur Interfax.
Ein Gnadengesuch lehnt die Band weiter strikt ab
Bei
einem Polizeiverhör widersprach Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow
unterdessen Vorwürfen, er habe bei seiner Festnahme am Rande des
Pussy-Riot-Prozesses einen Polizisten gebissen. "Das ist doch Wahnsinn!
Ich stelle gerne mein Zahnbild zur Verfügung", sagte der Putin-Kritiker.
Kasparow drohen bis zu fünf Jahre Haft.
Die
verurteilten Pussy-Riot-Mitglieder würden ein Gnadengesuch an Putin
weiter strikt ablehnen, sagte ihr Verteidiger Nikolai Polosow. Sie
würden Berufung einlegen, sobald der Schuldspruch schriftlich vorliege,
bekräftigte der Anwalt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung
bleiben die Künstlerinnen, von denen zwei kleine Kinder haben, in Moskau
in Untersuchungshaft.
Nach einem Auftritt von
US-Popstar Madonna will ein Gericht in St. Petersburg bald über die
Zulassung einer Klage über umgerechnet 8,4 Millionen Euro
"Schmerzensgeld" entscheiden. Gegner von Schwulen und Lesben hatten sich
über die Sängerin beschwert, nachdem sie bei einem Konzert in der
Touristenmetropole für die Rechte Homosexueller geworben hatte. In St.
Petersburg war vor kurzem ein Gesetz gegen das öffentliche Eintreten für
Homosexualität in Kraft getreten. Madonna hatte sich bei dem Auftritt
auch für Pussy Riot eingesetzt.
jat/AFP/DPA
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