Protestbewegung
Tausende demonstrieren in New York gegen Banken
Donnerstag, 6. Oktober 2011 09:45
Die Proteste an der Wall Street finden immer
größeren Zulauf. Am Mittwoch schlossen sich mehrere US-Gewerkschaften
den Demonstranten an, die seit Wochen ihren Unmut über die Macht von
US-Banken auf die Straße tragen. Rund 5000 Menschen demonstrierten in
New York – so viele wie noch nie.
Foto: AFP
Die genauen Ziele der heterogenen Gruppe mit dem Motto „Occupy Wall Street“ („Besetzt die Wall Street“) sind unklar
Tausende Demonstranten haben in New York gegen die Macht der Banken und die
wachsende Ungleichheit in den USA protestiert. Begleitet von einem großen
Polizeiaufgebot zog der Marsch am Mittwoch durch den Finanzdistrikt in
Manhattan. Die Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie „Rettet
unsere Republik“ und „Gleichheit, Demokratie, Revolution“.
Die zumeist jungen Protestteilnehmer skandierten „Wir sind 99 Prozent“ und
spielten damit auf das reichste Prozent der US-Bevölkerung an, von dem sie
sich hintergangen fühlen. Sie fordern höhere Steuern für Konzerne und für
Reiche und einen Umbau des Sozialsystems zugunsten ärmerer Schichten, der
Bildung und der Umwelt. Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen beteiligten
sich bis zu 12.000 Menschen an der Demonstration, die Polizei sprach von
5000 bis 7000 Teilnehmern.
Die Protestbewegung hatte in den vergangenen Tagen immer mehr Zulauf erhalten,
nachdem Mitte September erste Aktivisten im Zuccotti-Park unweit der Wall
Street ein Protestcamp aufgeschlagen hatten. Mittlerweile hat die Bewegung
die Rückendeckung von führenden Gewerkschaften, etwa dem Dachverband
AFL-CIO, der Automobilgewerkschaft UAW und der Transportarbeitergewerkschaft
TWU. Auch in Los Angeles, Boston, Chicago und anderen Städten haben sich
kleine Ableger der Wall-Street-Kritiker formiert. Eine ähnliche
Demonstration war für Donnerstag in Washington geplant.
Die genauen Ziele der heterogenen Gruppe mit dem Motto „Occupy Wall Street“
(„Besetzt die Wall Street“) sind unklar. Die Liste der Beschwerden reicht
von teuren Studiengebühren über die hohe Arbeitslosigkeit bis zu sinkenden
Renten. US-Präsident Barack Obama war gleichermaßen Ziel von Spot und
Kritik, aber auch Hoffnung und Unterstützung.
Zusammengehalten wird die Bewegung von der Wut darüber, dass vor allem die
Mittelschicht und die ärmere Bevölkerung unter den Folgen der Finanzkrise zu
leiden hätten. „Wall Street hat schuld“, riefen Hunderte Menschen immer
wieder in Sprechchören. Redner forderten ein neues Steuersystem, dass vor
allem die Finanzhäuser zur Kasse bittet. „Was wir heute haben, ist nicht
fair, nicht fair, nicht fair“, rief eine Rednerin. „Macht dieses Land
sozial“, sagte ein anderer.
„Ich glaube, dass sich jeder hier ausgeraubt fühlt“, sagte die 29-jährige
Lindsey Personette. „Sie haben es schwer, über die Runden zu kommen.“ Die
26-jährige Kelly Wells, die eigens aus dem Bundesstaat Oregon an der
Westküste für die Proteste nach New York gekommen war, hofft auf weiteren
Schwung durch die wachsende Unterstützung: „Mehr Teilnehmer, mehr Macht,
mehr Öffentlichkeit.“
Die New Yorker Abgeordnete Louise Slaughter, die für die Demokraten im
Repräsentantenhaus sitzt, äußerte ihre Sympathie für die Bewegung. Slaughter
sagte, sie sei „so stolz“, dass die Wall-Street-Kritiker sich gegen die
„ungezügelte Gier“ bei Banken und Konzernen erheben würden und „friedlich an
unserer Demokratie teilhaben“.AFP/dpa/cb
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