Dienstag, 21. August 2012

Erhöhtes Demenzrisiko Fettleibigkeit erhöht Risiko für Störungen im Gehirn

20. August 2012, 22:00 Uhr

Wer dick ist, hat ein hohes Risiko, ein schlechtes Gedächtnis zu entwickeln. Möglicherweise läuft er sogar Gefahr, dement zu werden, denken Wissenschaftler.
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Dass Fettleibigkeit negative Auswirkungen auf das Gehirn hat, haben Forscher schon länger vermutet. Bisher wurden als Ursache allerdings die zusätzlichen Erkrankungen der stark Übergewichtigen betrachtet, wie Diabetes oder Bluthochdruck. Aber auch Übergewichtige, die ansonsten gesund sind, sind anfälliger für Gehirnstörungen als Normalgewichtige und tragen somit ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Als fettleibig gilt, wer bei der Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) einen Wert über 30 erreicht. Ab einem Wert von 25 spricht man von Übergewicht.
An der Studie der Gruppe um Acharna Singh-Manou vom französischen Forschungsinstitut Inserm nahmen insgesamt 6401 Personen teil. Sie waren zu Beginn der Studie im Durchschnitt 50 Jahre alt. In den folgenden zehn Jahren absolvierten die Teilnehmer verschiedene Untersuchungen zu ihren Gedächtnisleistungen.
"Während der zehn Jahre der Studie fielen die Punktzahlen der Tests bei Fettleibigen und Menschen mit krankhaften metabolischen Werten um 22,5 Prozent schneller als bei denen mit Normalgewicht und ohne Herz-Kreislauf-Krankheiten", berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Neurology". Auch in der Gruppe der Teilnehmer ohne zusätzliche metabolische Erkrankungen wie Bluthochdruck und gestörte Blutfettwerte zeigte der Vergleich zwischen dick und normalgewichtig Unterschiede in der Gesamtwertung der Tests.

Fettleibigkeit ist immer ungesund

“Es gibt keine gesunde Fettleibigkeit. Das ist damit gesagt“, kommentierte der Leiter der Klinik für Neurologie an der Uniklinik Kiel, Günther Deuschl, die Untersuchung. Zwar hätten die Probanden der Studie noch keine Demenz, aber ihre kognitiven Auffälligkeiten würden auf Dauer dazu führen.

Sehr niedriges Gewicht ist auch nicht gesund

Über den Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Störungen des Gehirns kann nur spekuliert werden. Zwei der wichtigsten Mutmaßungen der Forscher für die Ursache: “Es könnten gefäßabhängige Störungen sein, Fett lagert sich in den Gefäßen ab und verengt sie“, sagte Deuschl. Eine weitere Theorie ist, dass das Fettgewebe Hormone aussendet, die das Gehirn beeinflussen.
Neben Übergewicht sei auch extrem niedriges Gewicht nicht gesund für den Menschen, betonte Deuschl. "Der Mensch lebt am längsten und bleibt dabei geistig und körperlich gesund, wenn er Normalgewicht hat. Regelmäßige sportliche Aktivität und ein aktives geistiges und soziales Leben sind beste Vorsorgemaßnahme gegen die Demenz."
as/DPA
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Russische Polizei sucht weitere Band-Mitglieder

20. August 2012, 15:07 Uhr

Russische Polizei sucht weitere Band-Mitglieder

Die Moskauer Justiz sucht weitere Mitglieder von Pussy Riot und will sie vor Gericht sehen. Russland widerspricht indes der weltweiten Kritik - und verweist zum wiederholten Mal auf Deutschland.
Pussy Riot, Russische Polizei, Mitglieder, Punkband, Mitglieder, Suche, Opposition, Justiz, Menschenrechte, Band-Mitglieder, ProzessDrei Mitglieder der Punkband Pussy Riot wurden verurteilt. Die russische Polizei ist auf der Suche nach den beiden anderen Mitgliedern.©
Trotz internationaler Empörung über das harte Urteil gegen drei Frauen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot nimmt Russlands Justiz weitere Mitglieder der Skandalgruppe ins Visier. Die Behörden schrieben am Montag zwei Aktivistinnen der Band zur Fahndung aus, die ebenfalls am Punkgebet gegen Präsident Wladimir Putin in einer Moskauer Kirche teilgenommen haben sollen.
Die 22-jährige Nadeschda Tolokonnikowa, die 24-jährige Maria Alechina und die 30-jährige Jekaterina Samuzewitsch waren am Freitag des "Rowdytums" aus religiösem Hass schuldig erklärt und zu jeweils zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Sie hatten bei einer kurzen Performance im Februar in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale die Muttergottes aufgefordert, Putin zu vertreiben und dessen enge Verbindung zur russisch-orthodoxen Kirche kritisiert. Nach Ansicht von Beobachtern könnten die Strafen in einem Berufungsverfahren reduziert werden.

Russland weist Kritik am Urteil gegen Pussy Riot zurück

Insgesamt waren fünf Frauen auf Videoaufnahmen von der Protestaktion gegen Putin zu sehen gewesen. Die anderen beiden Frauen blieben in Freiheit. Auch diesen beiden Frauen würden Gefängnisstrafen wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" drohen, teilte ein Polizeisprecher nach Angaben der Agentur Interfax mit.
Russland hat die Kritik über das harte Urteil gegen drei Frauen der Polit-Punkband Pussy Riot als "Hysterie" zurückgewiesen. Zugleich verbat sich die russische Führung Kritik am Prozess. "Man sollte vor dem Ende der Berufungsverhandlung keine Schlussfolgerungen ziehen", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Montag nach Angaben der Agentur Interfax.

Ein Gnadengesuch lehnt die Band weiter strikt ab

Bei einem Polizeiverhör widersprach Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow unterdessen Vorwürfen, er habe bei seiner Festnahme am Rande des Pussy-Riot-Prozesses einen Polizisten gebissen. "Das ist doch Wahnsinn! Ich stelle gerne mein Zahnbild zur Verfügung", sagte der Putin-Kritiker. Kasparow drohen bis zu fünf Jahre Haft.
Die verurteilten Pussy-Riot-Mitglieder würden ein Gnadengesuch an Putin weiter strikt ablehnen, sagte ihr Verteidiger Nikolai Polosow. Sie würden Berufung einlegen, sobald der Schuldspruch schriftlich vorliege, bekräftigte der Anwalt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung bleiben die Künstlerinnen, von denen zwei kleine Kinder haben, in Moskau in Untersuchungshaft.
Nach einem Auftritt von US-Popstar Madonna will ein Gericht in St. Petersburg bald über die Zulassung einer Klage über umgerechnet 8,4 Millionen Euro "Schmerzensgeld" entscheiden. Gegner von Schwulen und Lesben hatten sich über die Sängerin beschwert, nachdem sie bei einem Konzert in der Touristenmetropole für die Rechte Homosexueller geworben hatte. In St. Petersburg war vor kurzem ein Gesetz gegen das öffentliche Eintreten für Homosexualität in Kraft getreten. Madonna hatte sich bei dem Auftritt auch für Pussy Riot eingesetzt.
jat/AFP/DPA
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