Donnerstag, 22. Dezember 2011

Spinnenforschung Geh-Hirn


Spinnenforschung Geh-Hirn 
22.12.2011, 11:40
Von Moritz Pompl
Kleine Spinnen haben einen ungewöhnlichen Weg gefunden, um ihr verhältnismäßig großes Gehirn im Körper unterzubringen: Bei ihnen reicht das Zentrale Nervensystem bis in die Beine.
Kleine Spinnen haben im Verhältnis zu ihrer Masse ein besonders großes Gehirn, das bis in die Beine reichen kann. Nicht nur der Kopf der Tiere wird von Zellen des Zentralen Nervensystems ausgefüllt, sondern auch bis zu 78 Prozent der Körperhöhle und bis zu einem Viertel ihrer Gliedmaßen.
Spinne Die Goldene Seidenspinne (Nephila clavipes), eine große Spinne aus den Tropen, verfügt im Körper über viel Platz für ihr Gehirn. (© Pamela Belding, STRI)
Das berichten Biologen des Smithsonian Tropical Research Institute in Panama (Arthropod Structure and Development, online).
Sie untersuchten neun Spinnenarten, die im Dschungel Mittelamerikas leben, unter dem Mikroskop und wogen die Tiere.
Bei dem größten untersuchten Tier, einer Goldenen Seidenspinne mit vier Zentimeter Länge und zwei Gramm Gewicht, beschränkte sich das Zentrale Nervensystem auf den Kopf.
Dagegen konnten die Biologen bei den nur stecknadelkopfgroßen Spinnen der Gattung Mysmena im gesamten Körper Hirnmasse nachweisen.
Dieses Phänomen war umso ausgeprägter, je kleiner die Spinnen waren.
Zudem wiesen Jungtiere teils Beulen in ihrem Panzer auf, in denen zusätzliche Nervenzellen untergebracht waren.
Das Hirn machte dann bis zu 15 Prozent der Körpermasse aus - beim Menschen liegt dieser Wert bei etwa zwei Prozent.
Studienleiter William Wcislo vermutet, dass die Spinnen damit verhindern, auf wichtige Körperfunktionen verzichten zu müssen. "
Je kleiner das Tier, desto mehr muss es in sein Hirn investieren", so Wcislo. "Damit sind selbst kleine Spinnen fähig, Netze zu weben und andere komplexe Handlungen durchzuführen."

Dienstag, 20. Dezember 2011

Weniger essen, länger fit sein

Wissen
Dienstag, 20. Dezember 2011

Weniger essen, länger fit sein 

Strikte Diät hilft gegen Alterung

Forscher entdecken möglicherweise eine wirksame Therapie, um die Alterung des Gehirns beim Menschen aufzuhalten. Mittels Tests an Mäusen können sie nachweisen, dass die Tiere, die weniger zu fressen bekommen, länger fit bleiben. Verantwortlich dafür ist das Proteinmolekül CREB1.

Nichts geht über eine gesunde Ernährung.
Nichts geht über eine gesunde Ernährung.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wer weniger isst, bleibt einer Studie zufolge geistig länger fit. Italienische Wissenschaftler fanden heraus, dass eine kalorienarme Ernährung das Proteinmolekül CREB1 anregt, das wiederum für Langlebigkeit und gute Gehirnfunktion zuständige Gene aktiviert, wie aus der in der US-Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlichten Studie hervorgeht. Studien-Autor Giovambattista Pani aus Rom hofft nun auf eine Möglichkeit, das Molekül ohne Diät, sondern mit Medikamenten zu aktivieren.
Für die Studie testeten die Forscher eine Diät an Mäusen. Die Tiere erhielten lediglich 70 Prozent ihrer herkömmlichen Menge an Nahrung, wodurch das Molekül angeregt wurde. Zwar hatten Wissenschaftler bereits zuvor herausgefunden, dass Mäuse auf Diät bessere kognitive Fähigkeiten haben, weniger aggressiv sind und zudem seltener oder später an Alzheimer erkranken, sie kannten aber nicht die Ursache dafür. Labormäuse, die ohne das Molekül gezüchtet wurden, wiesen bei den Untersuchungen keine geistigen Verbesserungen auf, wenn sie auf Diät gesetzt wurden.
Die Ergebnisse liefern den Forschern zufolge wichtige Erkenntnisse für zukünftige Therapien, um die Alterung des Gehirns aufzuhalten. Laut dem US-Neurologen Marc Gordon können die Forschungsergebnisse auch erklären, warum fettleibige Menschen im Alter häufiger mit Demenz zu kämpfen haben.

Freitag, 16. Dezember 2011

Viele Senioren essen zu wenig

Viele Senioren essen zu wenig

VON MEYEL LÖNING - zuletzt aktualisiert: 15.12.2011 - 02:30
In NRW sind die Krankenhausbehandlungen älterer Menschen wegen Mangelernährung laut der Krankenkasse DAK in den vergangenen drei Jahren um 70,7 Prozent gestiegen. Experten sehen in der Zahl erste dramatische Auswirkungen des demografischen Wandels.
hamburg Während sich in der Weihnachtszeit die meisten Deutschen eher Sorgen wegen zu reichhaltiger Ernährung machen, hat gestern eine schockierende Zahl der Senioren, die unter mangelhafter Ernährung leiden, aufgerüttelt. Laut Daten der Krankenkasse DAK ist diese Zahl in den vergangenen drei Jahren in Deutschland um alarmierende 53 Prozent angestiegen, in Nordrhein-Westfalen sogar um 70,7 Prozent. "Die Hälfte der Menschen über 75 isst unregelmäßig und trinkt zu wenig", sagt Bruno Malangré vom Caritasverband Köln.
Zu wenig Vitamine, zu wenig Eiweiß, zu wenig Mineralstoffe – die Ernährung von Deutschlands Senioren gibt Anlass zur Sorge. Im Jahr 2010 registrierte die DAK in NRW 4089 Krankenhausbehandlungen von Patienten mit der Haupt- oder Nebendiagnose "Mangelernährung", 2008 waren es nur 2396 Fälle gewesen. Auch für die anderen Bundesländer vermeldet die Krankenkasse ansteigende Zahlen (siehe Grafik). "Der erschreckende Anstieg wird sich 2011 fortsetzen", sagt DAK-Krankenhausexperte Peter Rowohlt.
Für die Mangelernährung gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen seien ältere Menschen schwächer und für Krankheiten anfälliger, wie Dagmar Lagac, Ernährungsassistentin vom Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf, sagt. Dies habe unter anderem zur Folge, dass immer mehr Patienten unter "Mehrfacherkrankungen" leiden, die sich gegenseitig verstärken. "Alte Menschen haben besondere Bedürfnisse, müssen zunehmend auch psychisch behandelt werden", erklärt Lagac. Außerdem fehle im Alter ein richtiges Appetit- und Durstgefühl, vor allem wenn die Senioren auch Medikamente einnehmen. Vielen fiele zudem wegen anderer Erkrankungen das Schlucken und Verdauen schwer, sagt Malangré vom Caritasverband.
Der zweite Grund betrifft das soziale Leben der Ältesten, das immer mehr von Einsamkeit und Armut geprägt sei, weil viele keinen Partner mehr haben, erklärt Gesundheits-Experte Martin Allwang. Wer im hohen Alter nicht unterstützt werde, leide häufig unter Depressionen und Hilflosigkeit. "Die Familienverbände lösen sich auf, viele Senioren sind nicht mehr in der Lage zu kochen – oder sie wollen es nicht, weil sie alleine sind", sagt Allwang. Auch mangelnde Bewegung sei ein Problem der einsamen Senioren.
Dass die Mangelernährung oft nur als Nebendiagnose festgestellt wird, wenn Patienten wegen ganz anderer, vermeintlich akuterer Beschwerden den Arzt aufsuchen, ist für den DAK-Krankenhausexperten Rowohlt ein "alarmierendes Zeichen". Er ruft die Menschen dazu auf, im familiären Umfeld mehr auf die Gesundheit der Senioren zu achten. Ein plötzlicher Gewichtsverlust oder eine Anfälligkeit für Infekte seien Hinweise auf Nährstoffmängel, die zu anderen Erkrankungen führen können. "Der Betroffene gerät in einen Kreislauf, der kein gutes Ende nimmt", sagt Rowohlt. Viele Patienten verlieren ihre Lebensqualität oder sterben sogar an ihren Erkrankungen.
Er rät den Senioren, Ernährungspläne aufzustellen und den Angehörigen, sensibler mit diesem Thema umzugehen. In Österreich gibt es sogar schon eine "Initiative Mangelernährung", die das unterschätzte Ernährungs-Problem der alternden Senioren aufgreift. Ansonsten lohnt laut Allwang ein Blick ans Mittelmeer: Der gesellige Lebensstil der alten Spanier, Italiener und Griechen sei voller Bewegung, und auch ihre Küche sei vorbildlich: ausgewogen und reich an den lebenswichtigen Nährstoffen.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Spionagesoftware: US-Mobilfunkskandal weitet sich aus

http://www.handelsblatt.com/technologie/it-tk/mobile-welt/us-mobilfunkskandal-weitet-sich-aus/5906726.html?p5906726=all

Spionagesoftware 

US-Mobilfunkskandal weitet sich aus

Eine Spionagesoftware des Start-Up-Unternehmens Carrier IQ soll angeblich die Aktivitäten von Millionen Mobilfunkkunden detailliert auswerten und übermitteln. Entdeckt wurde die heimliche Datensammlung nur durch Zufall.
Hersteller Carrier IQ gab an, seine Software auf über 150 Millionen Geräten weltweit installiert zu haben. Quelle: dapd
Hersteller Carrier IQ gab an, seine Software auf über 150 Millionen Geräten weltweit installiert zu haben. Quelle: dapd
San FranciscoEin neuer Datenschutzskandal bahnt sich an, und betroffen sind Millionen von Mobilfunkkunden. Eine Spionagesoftware steht unter dem Verdacht, detailliert über alle Aktivitäten eines Telefonnutzers an Mobilfunkunternehmen und Gerätehersteller zu berichten. Ausgewertet werden demnach sämtliche Tastatureingaben, der genaue Aufenthaltsort des Nutzers und sogar die Inhalte von SMS werden übermittelt.
Der Hersteller der Software wiegelte zunächst ab, gerät aber immer mehr in die Defensive. Betroffen sein können Smartphones, Tablets oder E-Book-Reader mit Android-, Symbian (Nokia) oder Blackberry-Betriebssystem. Das Unternehmen selbst gibt an, seine Software im Auftrag von Herstellern oder Mobilfunkunternehmen auf über 150 Millionen Geräten weltweit installiert zu haben. In den USA wird die Software unter anderem vom den Marktführern AT&T und Verizon eingesetzt.
Der Internetdienst The Verge meldete Mittwochnacht kalifornischer Zeit, dass Spuren der Software nun auch auf Smartphones und Tablets von Apple entdeckt worden seien. Was genau die Software wann mache, sei allerdings noch nicht klar.
Der 25-jährige Trevor Eckhart stieß eher durch Zufall auf eine Software, die unauffällig und unsichtbar im Hintergrund seines HTC-Smartphones mit Android-Betriebssystem läuft. Bei genauerem Studium fand er zu seinem Erstaunen heraus, dass die fest in das Telefon integrierte Software seine gesamten Aktivitäten protokollierte und an seinen Mobilfunkprovider sendete.
Er machte seine Entdeckung öffentlich und wurde prompt vom Hersteller, dem Start-Up Carrier IQ aus Mountain View, auf Unterlassung und Schadenersatz verklagt. Der Blogger sollte alle Anschuldigungen zurücknehmen und sich entschuldigen. In einem Video stellte Carrier IQ Vice-President Andrew Coward fest, dass niemals Informationen in Real-Time versendet und nur in ganz geringem Umfang gesammelt würden.
Eckhart suchte Unterstützung bei der Datenschutzorganisation Electronic Frontier Foundation, die sich schon erfolgreich mit Web-Giganten wie Facebook und Google in Sachen Datenschutz angelegt hat. Die EFF nahm sich der Sache an. Nur Tage später, am 23. November zog Carrier IQ seine Klagedrohung mit einer ausdrücklichen Entschuldigung zurück, wiederholte allerdings seine vorherigen Aussagen, dass die Software nicht dazu geeignet sei, Inhalte zu protokollieren oder Tastaturanschläge mitzulesen und aufzuzeichnen.
Die Datensammelung diene ausschließlich der Optimierung und Fehlerbeseitigung in Mobilfunknetzen und versuche herauszufinden, welche Applikationen und Dienste die Akkus der Geräte besonders stark belasteten.

Keine Möglichkeit zum Widerspruch

Am Mittwoch legte Trevor Eckhardt nach und veröffentlichte auf Youtube ein Video, in dem er detailliert zeigt, wie Carrier IQ Daten ausliest und versendet. Darunter SMS-Inhalte in unverschlüsselter Form, Tastaturanschläge und Position seines Gerätes. Selbst https-Inhalte (eigentlich sichere, verschlüsselte Inhalte wie Passworteingaben beim Online-Banking) beim Surfen über einen WLAN-Router werden angeblich mitgeschnitten.
Hauptkritikpunkt der Datenschützer ist die Tatsache, dass den Nutzern keinerlei Möglichkeit angeboten wird, der Datensammelung zu widersprechen („Opt Out“). Die Software startet automatisch, sobald ein Gerät eingeschaltet wird. Pikant: Carrier IQ wurde erst im Oktober von der Beratungsfirma IDC als eines der „Innovativen Business-Analyse-Unternehmen mit weniger als 100 Millionen Dollar, die man beobachten sollte“ ausgezeichnet. Aufmerksamkeit hat das Unternehmen jetzt genug.
Eine E-Mail-Anfrage mit Bitte um einen Kommentar zu den Anschuldigungen an das Unternehmen Carrier IQ blieb bislang unbeantwortet. Nokia erklärte auf Anfrage, auf deutschen Geräten werde die Software nicht verwendet.
Auf einem deutschen Redaktions-Smartphone HTC Sensation mit Android findet sich eine Software „HTC Report Agent“, die im Hintergrund läuft, aber nicht in der Liste der laufenden Applikationen auftaucht. Eine E-Mail-Anfrage bei HTC, ob es sich um  eine Version der Carrier IQ-Software handelt, blieb bislang unbeantwortet.