Freitag, 13. Januar 2012

Schlaf gut und träum was Schönes


http://www.taz.de/Hirnforscher-untersuchen-Traeumer/!83870/

Hirnforscher untersuchen Träumer

Schlaf gut und träum was Schönes

Wer Träume bewusst steuern kann, hat mehr vom Leben. Wissenschaftler wollen herausfinden, was während des Träumens im Körper vor sich geht.von Philipp Brandstädter
Klarträumer beherrschen ein Paradoxon: Sie erleben sich im Traum als wach, wissen aber zugleich, dass sie schlafen.  Bild:  koco / photocase.com
Nachts, wenn alles schläft, erobern Allmächtige die Stadt. Sie drehen die Gesetze der Physik auf links, trotzen jeder Logik und Moral, verstellen das Weltgefüge. Sie sind Oneironauten, besser bekannt als Träumer. Menschen, die in ihren Köpfen eine Welt konstruieren, die äußerst fragil ist und ständig zu bersten droht. Unberechenbar und unergründet - so wie unser Gehirn.
Um besser zu verstehen, was in unseren Köpfen vorgeht, haben Wissenschaftler des Münchener Max-Planck-Instituts für Psychiatrie ein Team aus Träumern auf Mission geschickt. Sie sollten, mit Kabeln beklebt und von Kameras überwacht, in einem Kernspintomografen auf Traumreise gehen und dann, aus den Tiefen des Unterbewusstseins, ein Signal an die Außenwelt senden. Aus der unwirklichen Traumwelt heraus, hinein in die Messgeräte der Forscher.
Doch wie soll das funktionieren? Dazu müsste man sich doch zunächst dessen bewusst sein, dass man träumt. Und man dürfte im Traum nicht vergessen, dass der schlafende Körper in einem Schlaflabor liegt und beobachtet wird.
Geschulte Klarträumer können das.
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Schlafen und träumen für die Hirnforschung
In ihren sogenannten luziden Träumen sind sie in der Lage, ihre Träume zu beeinflussen. Klarträumer beherrschen ein Paradoxon: Sie erleben sich im Traum als wach, wissen aber zugleich, dass sie schlafen. Diese Erkenntnis ermöglicht es ihnen, der Fantasie freien Lauf zu lassen und die Träume selbst zu gestalten. Sie übernehmen die Regie in ihrem persönlichen Traumkino.
Der Psychologe Martin Dresler hat für sein Experiment Oneironauten gewonnen, die nicht nur ab und an, sondern häufig klar träumen.
Im Labor des Max-Planck-Instituts schlafend, gaben diese ein vorher ausgemachtes Zeichen mit ihren Augen. So konnten die Traumforscher genau in dem Moment die Hirnaktivität der Schlafenden messen, in dem sich diese in einer Traumphase befanden. Anschließend sollten die Versuchspersonen im Traum ihre Hände zu Fäusten ballen.
Das Ergebnis der Tomografie: Wer träumt, die Hände zu Fäusten zu ballen, nutzt dieselben Regionen des Gehirns wie bei der motorischen Handlung im Wachzustand. Träume beanspruchen das Hirn also ähnlich wie eine tatsächlich ausgeführte Handlung.
Eigentlich eine simple Erkenntnis, jedoch auf einem unerschlossenen Gebiet. "Die Traumforschung ist nach wie vor ein Stiefkind der Wissenschaft", erklärt Martin Dresler. "Es gibt viel zu wenige handfeste Daten und viel zu viel esoterischen Quatsch, der rund um die Thematik betrieben wird."
In den 1950er Jahren stellten Forscher in Chicago erstmals fest, dass wir vor allem dann lebhaft träumen, wenn wir uns in der sogenannten REM-Phase befinden, die nach unseren schnellen Augenbewegungen im Traumschlaf, dem Rapid Eye Movement, benannt ist.
In den folgenden Jahrzehnten stieg das neurowissenschaftliche Interesse auf dem Gebiet, bis in den neunziger Jahren die Technik weit genug war, um unsere Hirnaktivitäten mit Computern genauer zu untersuchen.
Urtriebe, psychische Spannungen, seelische Konflikte?
"Wir wissen seitdem, dass im Traum vor allem Gehirnareale aktiv sind, die für unser emotionales Empfinden zuständig sind", sagt Dresler. In den Bereichen für höhere Kognitionen wie Aufmerksamkeit, Verständnis und Orientierung hingegen spiele sich herzlich wenig ab.
Das erklärt, warum unsere Träume so gefühlsgeladen sind und warum wir uns so unkonzentriert auf die Traumhandlung einlassen.
Doch warum wir überhaupt träumen und wodurch Träume entstehen, bleibt unklar. Will unser Gehirn vielleicht Wichtiges einstudieren? Urtriebe und psychische Spannungen verarbeiten? Seelische Probleme lösen? Will es Erlebnisse speichern? Oder etwa gezielt vergessen?
"Um das zu erforschen, brauchten wir mehr Material, mehr Messdaten, konkretere Trauminhalte", sagt Dresler. Bisher hat der Wissenschaftler jedoch nur Daten von einer Handvoll Probanden, die ihre Träume bewusst steuern konnten und von Computern aufzeichnen ließen.
Es gibt eben nicht viele Menschen, die unter Laborbedingungen imstande sind, regelmäßig luzid zu träumen. Umso wertvoller sind die ersten Studienergebnisse, die für Martin Dresler eine wichtige Grundlage bedeuten. "Die Ergebnisse könnten für die gesamte Traum- und Bewusstseinsforschung von Bedeutung sein."
Und für Leistungssportler. Die sollen nämlich komplizierte motorische Abläufe im Traum trainieren können. Sprünge, Schrauben, Saltos - ohne Verletzungsrisiko. Das jedenfalls möchte Daniel Erlacher. Der Sportpsychologe hat an der Uni Heidelberg Probanden üben lassen, Münzen in einen Becher zu werfen. Die Klarträumer unter ihnen sollten dies im Schlaf tun.
Die Träumer, denen es gelang, sich in ihrer Traumwelt Münzen und Becher herbeizuzaubern, umringt von der Absurdität ihres Unbewussten, schnitten im Praxistest ebenso gut ab wie diejenigen, die das Münzenwerfen im Wachzustand geübt hatten - und wesentlich besser als die Kontrollgruppe, die weder wach noch träumend auf Becher gezielt hatte.
"Motorische Fertigkeiten lassen sich auch im Traum erlernen und verbessern", folgert Erlacher. "Luzid träumen zu können ist nicht nur deswegen für jeden eine Bereicherung. Und das Schöne daran ist: Jeder kann es erlernen."
Fliegen, durch Wände gehen, mit Toten sprechen
Im Zuge seiner Traumstudien veröffentlichte Daniel Erlacher eine "Anleitung zum Klarträumen", in der er beschreibt, mit welchen Strategien wir unsere nächtlichen Traumwelten selbst gestalten können. Das erste Mal wurde sich Erlacher eines Klartraums bewusst, als er gegen zwei Riesen in seiner Küche Basketball spielte.
"Als mir klar wurde, dass die Küche nicht der geeignete Ort für so etwas ist, merkte ich, dass ich träumen musste", erinnert sich Erlacher. "Plötzlich konnte ich tun, was ich wollte. Ich drehte mich um, kletterte auf den Fenstersims, ließ mich nach vorn fallen und flog eine Runde ums Haus. Das war wirklich beeindruckend."
Daniel Erlacher befragte im vergangenen Jahr 1.350 Personen und stellte fest, dass jeder Zweite schon einmal einen Klartraum hatte. Und dass diejenigen, die luzides Träumen wirklich beherrschen, binnen weniger Traumsekunden Dinge tun können, die ihnen im Wachzustand ein Leben lang verwehrt bleiben:
Mit den Urahnen aus der Renaissance sprechen; mit den Zugvögeln gen Süden ziehen; als Superstar Konzerthallen und Stadien füllen; durch Wände spazieren; George Clooney oder Scarlett Johansson verführen. Andere berichteten, ihre alltäglichen Probleme lösen, Ängste bewältigen zu können, sich selbst besser verstehen zu lernen. Im Traum.
Paul McCartney will "Yesterday" im Schlaf komponiert haben. Frank Elstner behauptet, mit dem Konzept von "Wetten, dass . . ?" im Kopf aufgewacht zu sein. Einstein soll seine Relativitätstheorie erträumt haben, Niels Bohr sein Atommodell. Nachts, wenn alles schläft, wenn alles in den Betten liegt. Wenn wir Nacht für Nacht ein Drittel unseres Lebens buchstäblich verpennen.

Montag, 9. Januar 2012

Stephen Hawking: Genie fehlt bei Geburtstagsfeier

http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article2151864/Arzt-legt-Veto-ein-Genie-fehlt-bei-Geburtstagsfeier.html

Stephen Hawking

Arzt legt Veto ein: Genie fehlt bei Geburtstagsfeier


Ein Popstar der Physik wird 70 - und kann leider nicht auf seine Geburtstagsfeier. Sein Arzt liess ihn wegen gesundheitlicher Gründe nicht an der Konferenz zu Ehren des Astrophysikers teilnehmen. Der Astrophysiker Stephen Hawking lebt seit fast 50 Jahren mit einer Krankheit, die bei anderen schnell zum Tode führt. Ein Lebensweg vom Genie zum Forscherstar.

Stephen Hawking wird 70
Foto: dpa/DPA
Hamburg. Der Astrophysiker Stephen Hawking lebt seit fast 50 Jahren mit einer Krankheit, die bei anderen schnell zum Tode führt. Ein Lebensweg vom Genie zum Forscherstar. Aus gesundheitlichen Gründen fehlte Hawking bei der Konferenz zu Ehren seines 70. Geburtstags gefehlt. Wie die Universität von Cambridge mitteilte, ging es dem bekannten Wissenschaftler, der an einer Erkrankung des Nervensystems leidet und an den Rollstuhl gefesselt ist, nicht gut genug, um an dem Symposium zum Thema Kosmologie teilzunehmen.
Hawking sei am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen worden, sagte der Vizerektor der Universität, Leszek Borysiewicz, vor Konferenzteilnehmern. Leider habe sich der Astrophysiker nicht schnell genug erholt, um eine Teilnahme zu ermöglichen. Er hoffe, dass Hawking die Konferenz per Videoschaltung verfolgen könne, sagte Borysiewicz weiter. „Falls Sie zuhören, Stephen, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag von uns allen, die heute hier sind“, sagte er, woraufhin das Publikum in Beifall ausbrach.
Nähere Angaben zum Gesundheitszustand Hawkings machte Borysiewicz nicht. Er sagte aber, er rechne damit, dass Hakwing fit genug sein werde, um im Laufe der kommenden Woche einige der Konferenzteilnehmer zu treffen.
Nach der Konferenz wurde eine auf Tonband aufgezeichnete Nachricht von Hawking abgespielt. Darin sagte er, das Universum zu verstehen sei viel mehr als ein rein theoretisches Interesse. „Wenn man versteht, wie das Universum funktioniert, kontrolliert man es auf eine Art“, sagte er.
Referenten bei dem Symposium waren unter anderen der Nobelpreisträger Saul Perlmutter und die ebenfalls renommierten Wissenschaftler Martin Rees und Kip Thorne.
Der am 8. Januar 1942 in Oxford geborene Hawking gilt als führender Experte für Themen wie Schwarze Löcher, Urknall oder Paralleluniversen. Weltweit bekannt wurde er insbesondere durch seine populärwissenschaftlichen Bücher wie „Eine kurze Geschichte der Zeit“ oder „Das Universum in einer Nussschale“. Im Alter von 21 Jahren wurde bei Hawking Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert, eine Erkrankung des Nervensystems, die normalerweise innerhalb weniger Jahre nach der Diagnose zum Tod führt.

Der Popstar der Physik

Eigentlich müsste er längst tot sein. ALS stellten die Ärzte bei ihm fest, eine unheilbare Erkrankung des Nervensystems. Die drei Buchstaben stehen für A myotrophe L ateral s klerose. Der grausame Verlauf: Erst versagen einige Muskeln, schließlich alle Körperfunktionen. Drei, maximal fünf Jahre habe er noch zu leben, sagten sie ihm. Da hatte er gerade in Cambridge sein Studium der Kosmologie begonnen, mit 21 Jahren. Das war 1963. Am Sonntag, den 8. Januar 2012, feiert Stephen Hawking seinen 70. Geburtstag - zusammengesunken in seinem Rollstuhl, unfähig zu sprechen. Doch sein Geist reist immer noch zu den Sternen.
Dass seine Behinderung zu seiner enormen Bekanntheit beigetragen hat, ist dem britischen Astrophysiker bewusst: "Die Menschen sind fasziniert von dem Gegensatz zwischen meinen sehr eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten und der gewaltigen Ausdehnung des Universums, mit der ich mich beschäftige", sagt Hawking. Er sei wohl für die Massen der "Archetyp eines behinderten Genies", meint er auf seiner Website. "Ob ich wirklich ein Genie bin, ist mehr als zweifelhaft." "Lächerlich" findet er, dass einige ihn mit Einstein vergleichen. "Sie haben weder Einsteins Arbeit verstanden noch meine."
+++ Er spricht per Computer +++
+++ Stationen in Raum und Zeit +++
Tatsächlich sind solche Vergleiche gewagt. Zwar hatte Hawking von 1979 bis 2009 den Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik in Cambridge inne, den einst Isaac Newton besetzte, neben Einstein einer der bedeutendsten Wissenschaftler aller Zeiten.
Dennoch wird Hawking nicht in einer Reihe mit diesen Größen gesehen. Einsteins Relativitätstheorie habe die Kosmologie erst ermöglicht; einen derart bedeutenden Beitrag habe Hawking nicht geliefert, sagte Andreas Burkert, Präsident der Astronomischen Gesellschaft und Professor für theoretische Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Abendblatt. Dennoch: "Hawking ist einer unserer Besten. Ich habe großen Respekt vor ihm."
Eine Ausnahmeerscheinung ist Hawking jedoch, weil er Millionen Menschen für wissenschaftliche Probleme begeistert hat wie kaum ein anderer Forscher. Sein 1988 veröffentlichtes Sachbuch "Eine kurze Geschichte der Zeit" wurde bis heute weltweit mehr als zehn Millionen Mal verkauft. Darin widmet er sich den fundamentalsten Fragen, die man sich stellen kann: Wie entstand das Universum? Wie hat es sich entwickelt - und wie könnte es enden?
Ob ein großer Teil der Käufer das Werk auch gelesen und verstanden hat, darf man jedoch bezweifeln; selbst die stark vereinfachte Version "Die kürzeste Geschichte der Zeit", erschienen 2005, ist teilweise schwere Kost. Und ein Großteil der darin beschriebenen Theorien, etwa über den Urknall, die Wirkung der Schwerkraft (Gravitation), das Verhältnis von Raum und Zeit oder die Ausdehnung des Universums stammt nicht von Hawking selbst.
Einen Forschungszweig allerdings hat der Brite maßgeblich geprägt: die Physik der schwarzen Löcher. Zusammen mit Roger Penrose lieferte Hawking Ende der 1960er-Jahre erstmals den mathematischen Beweis, dass die Gleichungen von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie nur lösbar sind, wenn man davon ausgeht, dass es im Universum Singularitäten gibt, Zustände, in denen Raum und Zeit enden und physikalische Gesetze ihre Gültigkeit verlieren.
Eine solche Singularität ist ein schwarzes Loch, das der Theorie nach zwangsläufig entstehen muss, wenn sich genügend viel Masse auf kleinem Raum konzentriert. Hat ein Stern seinen Brennstoff verbraucht, "stirbt" er. Wenn er über erheblich mehr Masse verfügt als unsere Sonne, explodiert er als Supernova, das heißt, er schleudert in einem letzten Akt seine äußeren Massen ins All. Seine inneren Massen jedoch brechen unter dem Druck der Schwerkraft zusammen und verdichten sich in Millisekunden zu winzigen Gebilden. Diese üben eine so starke Anziehungskraft aus, dass alles Licht und alle Materie, die ihnen nahe kommen, angesaugt werden. Die Gesamtheit solcher Gebilde nennt man ein schwarzes Loch.
Was im Zentrum dieser Gebilde mit Raum und Zeit geschieht, ob alles endet oder ein neues Universum beginnt, lässt sich mit physikalischen Gesetzen nicht abbilden, es ist außerordentlich, einmalig, daher der Begriff Singularität.
Dass unsere Sonne irgendwann zu einem schwarzen Loch wird, ist übrigens ausgeschlossen: Ihre gesamte Masse müsste dazu in einer Kugel mit dem Radius eines Kilometers konzentriert sein - tatsächlich hat unser Zentralgestirn einen Radius von knapp 700 000 Kilometern (109-mal mehr als der Radius der Erde). Deshalb wird die Sonne in sieben bis acht Milliarden Jahren einfach verglühen.
Weil Hawkings mathematische Herleitung mit Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie übereinstimmt und sämtlichen Überprüfungen standgehalten hat, sind Astronomen und Astrophysiker heute sicher: Schwarze Löcher existieren tatsächlich. In den vergangenen Jahrzehnten sammelten sie immer mehr Hinweise auf die monströsen Gebilde. Zu erkennen sind schwarze Löcher indirekt an dem Gravitationsfeld, das in ihrer Umgebung auftritt. Den Studien zufolge befindet sich auch im Zentrum der Milchstraße ein schwarzes Loch, dessen Masse die unserer Sonne um das Millionenfache übertrifft.
Weil aus schwarzen Löchern kein Licht entrinnt, sind sie mit Teleskopen nicht auszumachen, also praktisch unsichtbar. Das soll sich ändern: In dem 1,05 Milliarden Euro teuren EU-Projekt "eLisa" wollen Forscher anhand von Gravitationswellen schwarze Löcher zumindest indirekt nachweisen. Auch diese Wellen sind bisher eine Theorie, aber mit drei Spezialsatelliten sollen sie ab 2022 aufgefangen werden.
Noch größeres Aufsehen als Hawkings Beitrag zum sogenannten Singularitäten-Theorem erregte seine 1974 veröffentlichte Berechnung, dass schwarze Löcher nicht zwangsläufig auf ewig unveränderlich sind, sondern unter bestimmten Bedingungen energiereiche Strahlung aussenden. Diese Vorhersage ist konsistent mit der Quantentheorie, der zweiten großen physikalischen Theorie des 20. Jahrhunderts - aber sie passt nicht zur ersten, der Allgemeinen Relativitätstheorie. Denn wenn schwarze Löcher tatsächlich Strahlung aussendeten, würden sie Energie verlieren, kleiner werden und irgendwann verschwinden. Nach der Relativitätstheorie müssten sie aber wachsen, weil sie Materie schlucken und so an Masse gewinnen. Wie viele andere Physiker hofft auch Hawking, dass es irgendwann gelingt, die beiden Theorien durch eine "Weltformel" zu vereinen.
Das Universum mathematisch zu erklären, ohne auf einen göttlichen Schöpfer verweisen zu müssen, das treibt ihn seit Studienzeiten an. Trotz dieser Einstellung erhielt er 2008 eine Audienz bei Papst Benedikt. Das Abendblatt schrieb damals: "So unterschiedlich ihre Ansichten über die Entstehung oder das Sein unserer Welt sein mögen, so ähnlich sind sich die beiden Männer im Bemühen, Antworten zu finden. Sei es, in der Wissenschaft - oder eben im Glauben." Freilich ist Hawking auch nach der Audienz bei seiner Haltung geblieben. In seinem 2010 veröffentlichten Buch "Der große Entwurf" schrieb er, man könne zwar nicht beweisen, dass Gott nicht existiere. "Aber die Wissenschaft macht Gott überflüssig."
Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass Hawking nicht an einen Himmel glaubt. Er habe es zwar nicht eilig zu sterben, fürchte sich aber auch nicht vor dem Tod, sagte er der britischen Zeitung "The Guardian" im Mai 2011: "Ich sehe das Gehirn als einen Computer an, der aufhört zu arbeiten, wenn seine Einzelteile nicht mehr funktionieren. Es gibt kein Leben nach dem Tod für kaputte Computer; das ist ein Märchen für Leute, die Angst im Dunkeln haben."
Über Hawkings Privatleben ist wenig bekannt. Seine Ex-Frau Jane Hawking brachte 1999 ein Buch heraus, in dem sie ihn als Haustyrannen beschrieb, den sie gelegentlich daran erinnern musste, dass er nicht Gott sei. In Anspielung an seine Forschung sagte sie 2004: "Sein Ruhm trug ihn aus dem Orbit unserer Familie." Hawking hat drei Kinder. Zumindest mit seiner Tochter Lucy Hawking, 40, scheint er sich blendend zu verstehen. Die Journalistin veröffentlichte im September den letzten Band ihrer Jugendbuch-Trilogie über den Weltraum. An allen drei Büchern hat ihr Vater mitgewirkt.